viet nam

Das erste was man merkt ist der Geruch oder besser das Aroma oder der Duft. Anders eben. Und der Verkehr. Wer glaubt New York zur rush hour ist schlimm sollte nach Ha Noi fahren: 4 Millionen Einwohner, 2 Millionen Mopeds.

Lieblingsbeschäftigung der Verkehrsteilnehmer: Hupen (meist grundlos) und scheinbar-sinnloses-in-der-Gegend-herumcruisen.
Beliebter Extremsport: Street Crossing (die beste Methode ist es die Augen zu schließen und mit konstantem Schritt die Straße zu überqueren, bloß nicht hinschauen und irgendwie zögern).

Den Verkehr muß man sich vorstellen wie ein Harleytreffen in Daytona Beach, nur eben nicht ein paar Hundert brummender Harley Davidson Fat Boys sondern ein stetiger, nicht enden wollender Strom aus knatternden koreanischen Zweitaktern. Das Problem ist, daß die Mopeds die gerade nicht fahren auf den Gehwegen geparkt sind, daher ist dort kein Platz zum Gehen und man muß auf die Straße ausweichen und zur rush hour fahren die Motobikes dann auch auf den Gehwegen, d.h. am besten irgendwo hinsetzen, ein Ha Noi Bier trinken, das Treiben bestaunen und sich in asiatischer Gelassenheit üben.

Vietnam bzw. Viet Nam ist ein unglaubliches Land, gebeutelt von jahrelangen kolonialen Machtspielen, noch immer sozialistisch ohne Ende und trotzdem aufstrebend und mit dem Willen sich zu entfalten. Im Süden, der ja nach dem Abzug der Franzosen bis Ende des Vietnamkrieges (der hier verständlicherweise der ‘Amerikanische Krieg’ heißt) kapitalistisch war mit seiner Hochburg Sai Gon (offiziell Ho Chi Minh City) sieht man die Unterschiede besonders deutlich: da gibt es ein 23-stöckiges Sheraton, Kentucky Fried Chicken und vieles mehr.

Im Norden mit dem Zentrum Ha Noi sind die Spuren des Sozialismus noch omnipräsent, da gibt es kommunistische Protzbauten, Paradeplätze und reihenweise Hammer-und-Sichel-Symbolik. Und zwischen drin erstreckt sich ein 1500 km langes, grünes, von fröhlichen, lächelnden Menschen (45% der Bevölkerung sind unter 14 Jahre alt) dicht besiedeltes Land in dem jeder zumindest einen Fernseher besitzt, ein Land welches an seiner dünnsten Stelle nur 50 km breit ist, ein Land voller Zeugnisse eines vergangenen mächtigen Kaiserreichs, ein Land auf das die Amerikaner während des Krieges sechs mal so viel Sprengstoff abgeworfen haben als die Alliierten im Zweiten Weltkrieg auf das Deutsche Reich zusammen, ein Land das trotz 3000 km Küste kaum Strände hat, dafür aber immerhin zwei Golfplätze und einen Kitesurfclub.

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